Weniger Steuereinnahmen aus Glücksspiel in Deutschland: Was sind die Gründe?

Glücksspielmarkt in Deutschland: Rückläufige Steuereinnahmen

Glücksspiel gilt als Wachstumsmarkt und das Interesse der Spieler scheint ungetrübt. Dennoch zeichnen sich für Deutschland rückläufige Steuereinnahmen ab. 2023 gingen die Einkünfte für den deutschen Staat von 2,57 auf 2,48 Milliarden Euro zurück. Die Angst ist da, dass der Rückgang auch in den nächsten Jahren weitergeht und die wichtigen Staatseinnahmen verloren gehen.

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An dieser Stelle ist die Frage erlaubt, woran diese Trendwende liegt. Jahrelang kämpfte man für einen regulierten Glücksspielmarkt. Jetzt ist er da, jetzt sinken die Zahlen? Das muss nicht unbedingt am mangelnden Interesse der Bevölkerung liegen, wie wir nachfolgend genauer erklären werden.

Die Marktentwicklung im Blick

Klassiker wie Lotterien gehören seit Jahren zu den wichtigsten Einkommensquellen in der Glücksspielbranche. Hier gab es 2023 ein Wachstum um 5,8 % und damit keinen Grund zur Sorge. In den Bereichen Sportwetten, Automatenspiel und Poker im Internet gab es hingegen einen deutlichen Sinkflug, wie die nachfolgende Übersicht zeigt:

  • Sportwetten erzielen 5,2 % weniger Steuereinnahmen
  • Automatenspiel generiert 38,5 % weniger Steuereinnahmen
  • Online-Poker bringt 7,5 % weniger Steuererträge ein

Spielen also weniger Deutsche in der Online-Spielothek? Ja und nein – die Frage lässt sich so leicht nicht beantworten. Es ist bislang nicht klar, wo ein Großteil der Deutschen spielt. Es gab Berechnungen, die von einem Schwarzmarktanteil in Höhe von 50 % ausgehen. Das scheint vor allem auf die fehlenden Tischspiele zurückzuführen zu sein. Solche Casino-Spiele sind bei Spielern sehr beliebt. Aber die besten Casino-Spiele bringen nicht automatisch Steuereinnahmen, weil einige Games in Deutschland nicht reguliert sind.

Heißt also in der Praxis: Wenn deutsche Spieler Roulette und Blackjack bei Anbietern mit ausländischer Lizenz spielen, verliert der Staat Einkünfte. Hier lässt sich dann die Brücke zum Automatenspiel schlagen. Warum sollte man aus Spielersicht noch einmal zum deutschen Anbieter wechseln, wenn bereits ein Account bei einem Betreiber mit ausländischer Lizenz vorhanden ist?

Mehr Spieler, weniger Geld für den Staat?

Weltweit gesehen rechnen Experten mit steigenden Zahlen. Pro Jahr soll es ein geschätztes Wachstum von 11,1 % geben. Obwohl der Asien-Pazifik-Markt das größte Wachstum hinlegt, ist Europa der größte Markt. Was heißt das nun also, wenn für Deutschland rückläufige Zahlen gemeldet werden? Gibt es tatsächlich mehr Spieler und weniger staatliche Einnahmen?

Denkbar, obwohl es diesbezüglich keine klare Einschätzung geben kann. Es deutet vieles darauf hin, dass der nicht erlaubte Markt Zuwachs bekommt, während deutsch-lizenzierte Anbieter an Interesse verlieren. Spieler scheinen sich dabei den drohenden Gefahren nicht bewusst zu sein, denn die Teilnahme an solchen Glücksspielen ist nicht nur riskant, sondern auch strafbar! Das gilt sogar dann, wenn eine Glücksspiellizenz vorliegt.

Strenge Regulierungsmaßnahmen als Ursache?

Wieso aber dann diese Abkehr vom deutschen Markt? Hierfür könnten vor allem die strengen Regulierungsmaßnahmen verantwortlich sein:

  • Deutschland hat Tischspiele wie Roulette und Blackjack für lizenzierte Anbieter verboten.
  • Es gelten strenge Einsatzlimitierungen an Spielautomaten (ein Euro/Spin, Wartezeit von fünf Sekunden zwischen zwei Runden).
  • Pro Monat dürfen Spieler ohne Sonderantrag nur 1.000 Euro einzahlen.
  • Es stehen keine Jackpot-Slots zur Verfügung, auch Funktionen wie Autoplay sind verboten.
  • Highroller haben aufgrund der strengen Einsatzregeln keine Möglichkeit zum Spielen.

Diese Maßnahmen sind nicht nur bei Spielern, sondern auch bei Interessenverbänden auf Kritik gestoßen. Wenn Deutschland den regulierten Markt so unattraktiv gestaltet, dass die Spielerzahlen zurückgehen, ist es Zeit, neu zu evaluieren. Das wird 2026 passieren und spätestens 2028 sollte dann eine neue Gesetzesreform anstehen.

Setzt sich der Sinkflug 2024 und 2025 weiter fort?

Mitte 2024 wurden die Zahlen für das Automatenspiel in Deutschland veröffentlicht – erneut mit einer schlechten Bilanz für den Staat. Die Einnahmen gingen um 27 % zurück, die Vereinnahmung lag nur noch bei 15,49 Millionen Euro.

Wieder zeigte sich, dass die Gesamtsteuern durch Lotterien und Rennwetten anstiegen, während die Spielautomatensteuern zurückgingen. Aber warum gerade Automaten? Schließlich sind auch Sportwettenbetreiber streng reguliert und mussten beispielsweise die beliebten Livewetten einstellen.

Das deutsche Steuerproblem

Hier könnte das Steuerproblem Deutschlands als Schuldiger ausgemacht werden. Anders als alle anderen EU-Länder fordert Deutschland keine Bruttospielertragssteuer, sondern eine Einsatzsteuer. Heißt für die Betreiber, dass sie jeden Einsatz am Spielautomaten mit 5,3 % versteuern müssen, egal ob der Spieler gewinnt oder verliert. Ein Risiko, denn hohe Ausschüttungsquoten könnten die Wirtschaftlichkeit drastisch senken.

So erhalten deutsche Spielotheken ihre Wirtschaftlichkeit

Bedingt durch die Spieleinsatzsteuer müssen deutsche Online-Spielotheken handeln und den RTP ihrer Automaten senken. RTP steht für Return to Player und bezeichnet die prozentuale Summe, die von den Gesamteinsätzen wieder an die Spieler ausgeschüttet werden. So steht ein RTP von 95 % dafür, dass bei einem Einsatz von 100.000 Euro im Durchschnitt 95.000 Euro an die Spieler zurückfließen.

Um den negativen Einfluss der Einsatzsteuer auszugleichen, müssen Spielotheken-Betreiber die RTP-Werte heruntersetzen und sind damit im Vergleich zum Auslandsanbieter weniger attraktiv und lukrativ. Spieler suchen sich folglich gezielt Schwarzmarktangebote, die mit höheren Ausschüttungsquoten werben.

Auslandsanbieter nutzen die Situation

Anbieter mit Lizenzen aus Malta, Curacao und Co. wissen, wie schwierig die regulatorische Situation in Deutschland ist. Sie nutzen den Unmut der deutschen Spieler, um sie gezielt ans eigene Angebot heranzuführen. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass diese Angebote nicht nur illegal, sondern oft sogar gefährlich sind. Es gibt zahlreiche Betreiber, die gezielt bei Menschen mit Suchtproblematik werben, um sich Einnahmen zu sichern.

Diese Betreiber überzeugen dann mit höheren RTPs, unbegrenzten Einzahlungsmöglichkeiten, höheren Einsätzen und Tischspielen, die in Deutschland fehlen.

Fazit: Ist der Glücksspielstaatsvertrag gescheitert?

Die Zahlen lassen wenig Hoffnung zu und vielfach werden Stimmen laut, die den Glücksspielstaatsvertrag als gescheitert ansehen. Das Ende der Fahnenstange ist aber noch lange nicht erreicht. Aus Sicht der deutschen Spielothekenbetreiber und Behörden ist es jetzt wichtig, die bisherige Regulierung noch einmal zu überdenken.

Ziel muss sein, das eigene Angebot attraktiv zu halten und Spieler vom Schwarzmarkt wegzubewegen. Solange diese dort aber Tischspiele und bessere RTPs vorfinden, gibt es kaum einen Grund zum Rückwechsel. Folglich braucht es eine Neuregulierung des Marktes unter Schaffung von wettbewerbsfähigen Bedingungen. Dann könnten sich die sinkenden Umsatzzahlen wieder erholen.